Halo 10-2019

HALOKAZ | 9 Gemeinsam ackern für den Feldhamster: Pilotprojekt erfolgreich durchgeführt Auf zwei Ackerflächen in der Ge- meinde Algermissen wurde kürz- lich ein Pilotprojekt zum Schutz des Feldhamsters durchgeführt. Ziel war es, zu untersuchen, wie dem Feldhamster nach der Getreideern- te bis zum Herbst optimal Deckung und Nahrung gegeben werden kann, ohne dabei die Landwirt- schaft zu sehr einzuschränken. D er in dieser Weise landes- weit erstmals durchgeführ- te Feldversuch wurde in Zusammenarbeit mit Dipl.-Landwirt Clemens Gerhardy und der in Ham- burg ansässigen Deutschen Wildtier Stiftung, vertreten durch die nieder- sächsische Regionalkoordinatorin, Nina Lipecki aus Borsum, entwickelt und umgesetzt. Die 1992 gegründe- te, private Stiftung setzt sich für den Schutz und die Verbesserung der Lebensverhältnisse von Wildtieren in ganz Deutschland ein. Bei dem Pilotprojekt wurden vier, jeweils 25 m breite Versuchs- parzellen auf zwei verschiedenen Weizenfeldern angelegt, wobei das Getreide auf unterschiedlichen Höhen abgemäht wurde: zunächst mit kurzen Stoppeln von 15 cm und in einer zweiten Variante mit einer mittleren Stoppellänge von 40 cm. Im dritten Versuchsabschnitt wur- den nur die Ähren abgemäht, so dass noch Stoppeln mit einer Länge von 60 cm stehen blieben. Im vier- ten Bereich verblieb zum Vergleich die ganze Weizenpflanze samt Ähre auf dem Feld. Darüber hinaus wur- de eine fünfte Parzelle angelegt, auf der eine für den Hamster geeigne- ten Zwischenfrucht ausgesät wurde. In der Praxis erweist sich norma- lerweise die Kurzstoppelvariante für den Feldhamster eher als nachteilig, da er nur schlecht Deckung findet und somit schnell von Greifvögeln oder anderen natürlichen Feinden entdeckt und gefressen wird. Auch bei der mittelhohen Stoppelvari- ante ist dies oft noch der Fall. An- ders sieht es im nicht abgeernteten Weizenbestand aus. Hier kann sich der Hamster – bis zu seiner Anfang Herbst einsetzenden Winterruhe – sichtgeschützt auf dem Ackerbo- den bewegen und zudem noch die Ähren als Nahrungsquelle nutzen. „In den vollen Pflanzenbestand wagt sich der Greifvogel nur selten hinein, da er dort nur bedingt Ein- blick hat und nicht richtig landen kann“, erklärt Nina Lipecki und resü- miert: „Hier ist der Feldhamster gut geschützt“. Die ersten Auswertungen nach der zweimonatigen Stoppelruhe spiegeln die Aussagen von Lipecki genau wider. So konnten vor Ort mehrere Hamsterbaue fast aus- schließlich im Bereich der hohen Stoppelvariante und imbelassenen Weizenbestand lokalisiert werden. Doch bei der Bestandsvariante kam Clemens Gerhardy die Land- wirtschaft zu kurz: „So viel Weizen kann der Hamster gar nicht fressen bzw. als Wintervorrat einlagern. Über 95% der Ernte würden dann auf dem Feld verrotten und da- mit als Lebensmittel unnütz ver- schwendet.“ Von daher hat er gro- ßes Verständnis für Mitmenschen, gerade auch aus dem Bereich der Landwirtschaft, die dieser Variante skeptisch gegenüberstehen. Ger- hardy war es wichtig, ideologiefrei eine gute, praxistaugliche Lösung zu entwickeln, die sowohl dem Hamster- und Naturschutz dient, als auch Akzeptanz in der Land- wirtschaft und Bevölkerung findet. Damit stieß er bei der Pro- jektkoordinatorin Nina Lipecki und dem Gesamtprojektleiter der Deutschen Wildtier Stiftung, Moritz Franz-Gerstein, der zur Begutachtung des Projektes aus Hamburg angereist kam, auf po- sitive Resonanz: So wurde die ur- sprünglich nicht vorgesehene, von Gerhardy und Lipecki gemeinsam ausgedachte hohe Stoppelvariante kurzerhand mit in den Feldversuch aufgenommen – und entwickelte sich zur bestmöglichen Kompro- miss-Variante. Denn damit konnte sowohl aktiver Hamsterschutz als auch noch landwirtschaftliche Pro- duktion betrieben werden, wenn auch unter erschwerten Bedingun- gen. Doch diese werden von Seiten der Deutschen Wildtier Stiftung ausgeglichen, um so Anreize zur Teilnahme an dem Schutzprojekt zu schaffen, von dem übrigens auch andere gefährdete Tierarten wie Feldhase, Rebhuhn und Feld- lerche profitieren. Falls sich weitere Landwirte für eine Teilnahme am Projekt inter- essieren, können sie sich gern mit den Akteuren vor Ort in Verbin- dung setzen. Nina Lipecki Moritz Franz-Gerstein, Nina Lipecki und Clemens Gerhardy (v.l.n.r.) verglei- chen auf dem Versuchsfeld am Borsumer Pass die verschiedenen Stoppellän- gen für das Hamsterprojekt. … fährt für Sie in Adlum. Taxi Giesemann Mobil 0172 / 540 49 64 Harsum 6228

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