Halo 10-2019

HALOKAZ | 35 Mit dem Jäger auf der Pirsch Am vorletzten Sommerferientag fanden sich 30 Kinder im Alter von 6–13 Jahren am Borsumer Waldrand ein, um mit Jägern in Feld undWald auf die Pirsch zu gehen. Eingeladen dazu hatten die Borsumer Jäger zusammen mit dem Caritaskreis Borsum. M it dem Jagdhornsignal „Sammeln der Jäger“ be- grüßten die Waidmänner Hans-Theo Willke und Werner Waw­ rzinek die Kinder. Danach erfuhren die jungen aufmerksamen Zuhörer einiges über den Sinn der Jagdaus- übung und die Aufgaben der Jäger, wie z.B. die Beobachtung und Zäh- lung des Wildes, Schäden auf dem Feld und im Wald möglichst gering zu halten sowie die Erhaltung eines artenreichen und gesundenWildbe- standes und auch das Schießen des Wildes. Nach dem Signal „Aufbruch zur Jagd“ pirschten alle ganz leise los, um die Stimmen des Waldes mög- lichst gut vernehmen und erkennen zu können. Plötzlich wurde die Stille durch ein kurzes Knacken unterbro- chen und drei Rehe traten aus dem Dickicht mit tiefhängenden Ästen, etwa 20 m von der Gruppe entfernt, hervor. Mucksmäuschenstill und mit ehrfürchtigem Stauen verharrten alle ca. 5 Minuten lang auf ihrer Po- sition, bis das Rehwild mit ein paar kurzen Sätzen im Wald verschwand. Die Gelegenheit wurde genutzt, um gleich auch noch ein paar Baumar- ten zu bestimmen und noch etwas über die Aufgaben der Baumrinden der dicken Eschen und Eichen zu er- fahren. Mit der durch die Begegnung mit demWild aus Höchste erregten Auf- merksamkeit entdeckten die Kinder Wildwechselpfade, Plätzstellen (das sind vom Rehbock geschlagene und mit den Zwischenzehendrüsen mar- kierte Stellen zur Kennzeichnung seines Reviers) und viele Spuren des Wildes. Weiter führte sie der Pirschsteig an den Waldrand, wo ihnen der Jä- ger Hans-Theo Willke mit seinem Hund eine sogenannte Verloren- suche demonstrierte. Dazu warf er ein etwa 3 kg schweres Apportel ins nahe Rübenfeld, so dass es der Hund nicht sehen konnte. Begeis- tert schauten die Kinder zu, wie der Jagdhund nach seinem Suchbefehl die Witterung aufnahm und nach kurzem Stöbern das Apportel freu- dig zurückbrachte. Danach wechselten die Kinder auf den nahen Ansitz, um mit dem Fernglas Tiere auszuspähen, die sich in einiger Entfernung im Ge- büsch in Deckung brachten und dort verharrten. Während dieser Be- obachtungen erfuhren die Kinder auch, dass es leider immer wieder vorkommt, dass Wild auf den Stra- ßen angefahren wird und verletzt in den Wald flüchtet und dort oftmals verendet. Als nächstes beobachteten die Kinder die Arbeit des Jagdhundes auf der Fährte des Wildes, und wie er die Spur aufnahm und der Schweiß- fährte (Schweiß = Blut des waid- wunden [angeschossenen] oder verletzten Tieres) folgte. Leise taste- ten sich die jagdbegeisterten Kinder hinter dem erfahrenen Jagdhund her und verfolgten aufmerksam dessen hochkonzentrierte Arbeit und das Tun des Jägers, um seinem Tier mit Zeichen, Rufen und Tönen Ansporn, Unterstützung und Hilfen zu geben. Am Ziel freuten sich alle, als der Hund für seine erfolgreiche Arbeit überschwänglich ein Lecker- li zur Belohnung aus der Hand sei- nes Herrchens entgegennahm. Der Hund hatte den an einem Baum lie- genden Rehbock, in diesem Fall ein Plakat mit Fell, sofort entdeckt. Da ja Wild auch des Öfteren erlegt wird, konnten die Zuschauenden vor Ort erleben, wie der Jäger dem gestreckten Wild mit Respekt be- gegnet. Zunächst wird ein Eichen- bruch (kleiner Eichenzweig) in das Maul (Äser) des Tieres als „letzten Bissen“ gelegt. Danach erfolgt die sogenannte Totenwacht, d.h. die Jäger verweilen kurz neben dem er- legten Wild und lassen in Gedanken das Leben des Bockes kurz an sich vorüberziehen, denn ein guter Jäger kennt im Revier „seine Böcke“ ganz genau. Als Abschluss wird das Jagd- hornsignal „Rehbock tot“ verblasen. Mittlerweile knurrte den meisten Teilnehmern der Magen. Mit zügi- gem Schritt ging es nun zum Wald- gasthaus „Jägersruh“, wo der Wirt Ingo Mücke schon mit einem kräfti- gen Jägerschmaus auf seine kleinen und großen Gäste wartete. Bei des- sen Zubereitung wurde er tatkräftig von Monika Wulf vom Borsumer Ca- ritaskreis unterstützt, denn die Cari- tas hatte Speis und Trank spendiert. Dafür an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank! Mit dem Jagdhornsignal „Zum Essen“ wurde die Tafel eröffnet und alle langten kräftig zu, denn die fri- sche Waldluft macht hungrig. Nach- dem alles verputzt war, konnten die Kinder noch ihr handwerkliches Geschick beweisen und mit der Laubsäge Wildschweine, Füchse, Jagdhunde und Greifvögel aussä- gen und diese dann schleifen und anmalen. Werner Wawrzinek hatte die entsprechenden Utensilien da- für zwischenzeitlich vorbereitet. An- schließend konnten die Kinder die soeben angefertigten Tiere in einen Holzrahmen setzen, den sie zuvor mit Grünzeug und Moos „waldähn- lich“ ausgeschmückt hatten. Zum Schluss konnten die Eltern ihre be- geisterten Kinder in Empfang neh- men. Allen Helfern, Mithelfern und den vielen fleißigen Hände, die zur Ge- staltung dieser wunderbaren und erlebnisreichen Ferienfreizeit beige- tragen haben, sei herzlich für ihren Einsatz gedankt! Werner Wawrzinek Die Kinder untersuchen eine Baumrinde. Herr Ross setzt den Spaten an. Zum Schluss stellten sich alle Beteiligten zum Erinnerungsfoto auf. Stolz präsentierten die Kinder ihre Waldbilder mit den mit der Laubsäge ausgesägten Waldtieren. Auf dem Ansitz spähten die Kinder hochkonzentriert mit dem Fernglas auf das Wild.

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