Halo 08-2021

HALOKAZ | 7 diente zur Kontrolle der Gewichte. Der Kalibahn-Rangierbahnhof in Tiefenbeck mit Anschlussgleisen zu den Schächten in Lühnde, Hohen- fels und der Zuckerfabrik meldete ebenfalls regen Verkehr. Proteste von der Pfarrei, Schule und Gemeinde 84 Grundbesitzer hielten gegen den Bahnbau und protestierten. Unter Verwarnung sind diese letzt- malig mit Datum vom 12. April 1845 aufgefordert, ihre Entschädigungs- summen für die abgetretenen Flä- chen in der königlichen Amtsstu- be entgegenzunehmen. Unter den enteigneten Grundstücksbesitzern waren auch die Pfarrei, die Schule und die Gemeinde von Groß Alger- missen zu finden. Als dann die ers- te Lok von Lehrte in Richtung Hil- desheim am 12. Juli 1846 das Dorf durchfuhr, reagierten die Einwoh- ner sehr misstrauisch. Aus 200 Me- tern Entfernung beobachteten sie das „durchbrausende“ Dampfross. Später gab es Personenfahrkar- ten erster, zweiter, dritter und vier- ter Klasse. Separate Waggons stan- den für „Reisende mit Traglasten“ parat. Hier türmten sich sperrige Utensilien wie Kiepen, Kisten und Kasten und sonstige größere Ge- genstände auf. Auch die Bahnspedition regis­ trierte in Algermissen eine hohe Konjunktur. Als letzte Bahnspe- diteurin arbeitete hier Margret Thurau. Ihr Ehemann Erich betrieb ein Spediteur-Geschäft. Er betreu- te vom Güterbahnhof aus auch die Nachbardörfer mit Pferdegespan- nen. Rund25Bedienstete arbeiteten am Bahnhof. Alles musste rund- um klappen, exakt auf die Minute. Rund 40 Brieftaubenzüchter aus dem Ort lieferten in den Glanzzei- ten des Brieftaubensports ihre Tie- re für die Transporte mit der Bahn am Wochenende in Transportkör- ben auf dem Bahnsteig ab. Und so sah es im ersten Bahn- Jahr 1846 auf den Bahnhöfen in Algermissen und Harsum aus: Der Zug hält am Bahnsteig, dann die Weiterfahrt nach dreimaligem Klin- geln. „Einsteigen, Türen schließen, Zurücktreten, Abfahrt!“ Spitzenge- schwindigkeiten werden bei Tage mit rund 45 Stundenkilometern er- reicht, weniger sollen es in der Dun- kelheit bei 35 Stundenkilometern gewesen sein. Der Führerstand auf der Lok war offen, die Personen- wagen hatten noch die Form einer Postkutsche, meist zu drei oder vier Wagen aneinandergekoppelt. Die Situation heute: Am 29. Mai 1965 ist der elektrische Betrieb auf der durchweg geraden Bahn- strecke aufgenommen worden. Seit dem 14. Dezember 2008 ver- kehrt die S-Bahn-Linie S 3 (Hanno- ver–Lehrte–Hildesheim) stündlich, darüber hinaus noch etliche Gü- terzüge. Eigens dafür sind die Zwi- schenbahnhöfe umgebaut worden. Aus diesem Anlass präsentierte der Heimatpfleger 2011 im umgestal­ teten Güterschuppen die Sonder- ausstellung „165 Jahre Eisenbahn“ mit historischem Bildmaterial und allerlei Wissenswertem für die heu- tige Generation. Die Harsumer Grundschule nutzte Naturgebiet für Unterricht Das Naturdenkmal „Günters Trän- ke“, nicht weit von der Plattform Eine Menge an Eisenbahngeschichte gab es zu hören und zu sehen. His- torische Bilder zeigten darüber hin- aus erstaunliches Beweismaterial. In Harsum belieferten einige Käsereien mit der Eisenbahn die Absatz-Met- ropolen Berlin, Magdeburg, Leipzig und das Ruhrgebiet. Gemeindedirektor Josef Hartje: In Freundschaft die Hände reichen Über Generationen maßen Jugend- liche aus Algermissen und Harsum ihre Kräfte am Grenzbach Bruchgra- ben. Heftige Keilereien gab es immer wieder im Bereich des Bruchgraben- stegs und an der Brücke am Moor. Eine freundschaftliche Atmosphäre setzte erst mit dem späteren Aus- bau der neuen Betonstraßen in der Harsumer Feldmark in den 1960ern ein. Die seinerzeit großangelegte Flurbereinigung, ein Paradebeispiel des damaligen Bonner Bundesland- wirtschaftsministeriums auf natio- naler Ebene und dem Niedersäch­ sischen Landwirtschaftsministerium standen dafür Pate. Immer mehr junge Leute aus beiden Orten reich- ten sich seitdem nicht nur in Freund- schaft die Hände, sondern auch zum Ehebund. Innerhalb weniger Wo- chen fiel 1964 im Aufgebots-Kas- ten des Harsumer Gemeindebüros am Hohen Weg neben der St.-Cäci- lia-Pfarrkirche auf, dass gleich drei Paare ausgehängt waren, deren Bräute jeweils aus Harsum stamm- ten, der Bräutigam kam aus Alger- missen. Der Harsumer Gemeindedi- rektor Josef Hartje Harsum würdigte damals öffentlich die Tatsache, die alten gewalttätigen Ressentiments gegenüber der Jugend aus dem je- weils anderen Dorf endlich abzubau- en. „Mögen sich in Zukunft immer mehr Menschen diesseits und jen- seits des Bruchgrabens in Freund- schaft die Hände reichen“, so seine Worte. Der alte Bruchgrabensteg hat dazu schon längst beigetragen. Texte und Bilder: Gerhard Schütte Algermissen – Flora und Fauna dominierten entfernt gelegen, wird in Sachen Flora und Fauna hochrangig einge- stuft. Seit 1970 wird dieser Weiher von drei Ehrenamtlichen aus Alger- missen betreut. Nach den verhee- renden Dürrejahren 1911 und 1959 meldete diese Tränke in den letzten Jahren gleich dreimal in Folge wie- der ein totales Austrocknen. „Ein Jammer“, so hieß es. Die Initiatoren sind für ihr Engagement vor Jahren in Braunschweig mit einem Natur- schutzpreis ausgezeichnet worden. Die Rekultivierung des Wei- her-Teiches mit Wasser- und Schwimmpflanzen, Röhrichten, Gräsern und Kräutern klappte. Hier- durch siedelten sich Kleingetier, Bienen, Schmetterlinge, Libellen, Käfer, Schnecken, Frösche und Vö- gel, darunter auch der Eisvogel, an. Die Ornithologen halfen mit und pflanzten zusätzlich Bäume. Gleich nebenan im ehemaligen Graben am Ringen-Kamp, einem früheren Teilstück vom alten Bruch- grabenverlauf mit seinen zahlrei- chen Windungen, ist der seltene Urzeitkrebs des Kiemenfußes (Tri- ops cancriformis) entdeckt worden. An die vielen früheren Teiche und Tümpel erinnert heute die „Günters Tränke“. Im Gründungsjahr der Feu- erwehr 1879 hatte es im Ort und in der Feldmark noch 27 Teiche gege- ben. Über Jahre nutzte die Harsumer Grundschule dieses Naturgebiet Bruchgraben als bestes Unter- richts-Beispiel zum Thema Flora und Fauna. Zu Fuß machten sich dann die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften von Harsum aus über den alten Steg, vorbei am Bahnteich „Bumsteich“ und dem früheren Posten 7, einst mit Schran- ke und Bahnwärterhäuschen aus- gestattet, nach Algermissen auf. Dort ging es weiter entlang der Bahn, vorbei an der „Gänserampe“ durch Fründs Park in das dortige Heimatmuseum. Das Naturdenkmal „Günters Tränke“ im Bruchgebiet, nicht weit von der Plattform entfernt gelegen, wird hochrangig eingestuft. Seit 1970 wird dieser Weiher von drei Ehrenamtlichen betreut. Nach den verheerenden Dürrejahren 1911 und 1959 meldete auch dieser Weiher in den letzten Jahren gleich drei- mal in Folge ein totales Austrocknen. Metallbau-Kunst + Bauschlosserei 31177 Harsum / Asel Marienstr. 5 Tel. 0 51 27/50 44 Fax 0 51 27/50 48 www.metallbau-wedekin.de info@metallbau-wedekin.de 8QVHU )HUWLJXQJVSURJUDPP 7UHSSHQ hEHUGDFKXQJHQ 7UHQ )HQVWHU %UDQGVFKXW]HOHPHQWH *HOlQGHU :LQWHUJlUWHQ 7RUH %DONRQDQODJHQ =lXQH (GHOVWDKOYHUDUEHLWXQJ Von-Ketteler-Str. 10

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