Halo 07-2019

HALOKAZ | 11 … fährt für Sie in BorSum. Taxi Giesemann Mobil 0172 / 540 49 64 Harsum 6228 Harsums ältester Baum Uralte Hoflinde des bischöflichen Tafelguts Seit über 250 Jahren steht die mächtige Linde auf dem heutigen Bauernhof von Bernhard Philipps am Mahnhof. Sie gilt als ältester Baum in der Ortschaft Harsum. Als sie in den Jahren um 1770 ge- pflanzt wurde, war der ehemalige sächsische Herrenhof bereits rund 750 Jahre im Besitz der Hildeshei- mer Bischöfe bzw. des Hildeshei- mer Domkapitels. Der berühmte Bischof Bernward von Hildesheim hatte das Gut im Jahre 1022 aus seinem Eigentum als„Tafelgut“ an seine Nachfolger im Bischofsamt übertragen. Pächter des Gutes war vor 250 Jahren Karl Gottfried von Hasencamp, der Stifter des Primissariats. D ie als „Naturdenkmal“ ge- führte Linde auf dem Phi- lippsschen Hof ist der äl- teste Baum in Harsum. Könnte sie erzählen, was sie in einem Viertel- jahrtausend miterlebt hat, so wür- de sie über eine hochinteressante Zeitspanne berichten: in ihrer „Kin- derzeit“ als Schössling war Georg III. König von Hannover und Groß- britannien (1738 bis 1820), Friedrich von Westfalen war Fürstbischof in Hildesheim (1763 bis 1789). Mit dem Sturm auf die Bastille (1789) begann die Französische Revolution. Namen wie Friedrich der Große, Kaiserin Maria Theresia, Zarin Kath­ arina die Große, Mozart, Bach und Beethoven, Goethe und Schiller, Napoleon Bonaparte, Alexander von Humboldt usw. prägten das ausgehende 18. Jahrhundert, das mit der Erfindung der Dampfma- schine die Industrialisierung einlei- tete. Als junger Baum erlebte die Linde den Beginn des 19. Jahrhun- derts. Der bischöfliche Hof wurde im Zuge der Säkularisation enteignet und dem Königreich Hannover als königlich-hannoversche Domäne übertragen (1814): Das Zeitalter der Kolonien, der Schwerindustrie und der Telekommunikation begann. Eisenbahnen und Dampfschiff- fahrt, Elektrizität und Automobile waren Zeichen des technischen Fortschritts. In Harsum wurde 1813 die Fronleichnams-Station „Spinne- kreuz“ errichtet, 1820 das Hospital bei der Kirche gegründet, 1846 der Bahnhof eröffnet und um 1850 mit der Käseproduktion begonnen. 1854 stiftete das Ehepaar Hart- mann das Krankenhaus (heute: „Betreutes Wohnen St. Bernward“), 1857 ließ Pfarrer Paasch die Mari- enkapelle errichten, 1874 nahm die Zuckerfabrik ihren Betrieb auf. 1883 fiel die Pfarrkirche einem Brand zum Opfer, ein Neubau wurde be- reits 1886 eingeweiht. 1911 erhiel- ten auch die evangelischen Chris- ten ein eigenes Gotteshaus. Das 20. Jahrhundert war über- schattet vom Ersten Weltkrieg (1914–1918), der in Harsum eine komplette Generation von jungen Männern auslöschte. Mehr als 50 Kriegsteilnehmer kehrten nicht in ihr Heimatdorf zurück. Der Bau des Stichkanals (1920) führte zur Auflösung der Domäne, weil die Die mächtige Linde auf dem ehema- ligen Gelände der „Königlich hanno- verschen Domäne“ gilt als ältester Baum in Harsum. ImWinterbild zeigt sich die imposante Krone des Naturdenkmals. Im vollen Laub: Der alte Baum ist als Naturdenkmal geschützt und etwa 250 Jahre alt. Bei unseren Vorfahren galt die Linde als „heiliger Baum“. So fanden stets die Gerichtsversammlungen der Germanen (Thing/Thie) unter der Gerichtslinde statt. betroffenen Landwirte mit Domä- nen-Land entschädigt wurden. Die Zeit der Nazi-Herrschaft und der Zweite Weltkrieg brachten wieder furchtbares Leid über unser Dorf. Mehr als 180 Gefallene, Kriegsto- te und an den Folgen des Krieges Verstorbene waren zu beklagen. Erst ab dem Kriegsende ging es aufwärts. So konnte die alte Linde eine lange Zeit des Friedens und des wirtschaftlichen Aufschwungs miterleben. Text und Fotos: B. Blecker

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