HALOKAZ | 23 St. Josef von 1896 im Gasthaus „Germania“ von Franz Wirries an der Kaiserstraße statt. Bereits heimlich trafen sich dort Mitte der 1930er Jahre die Harsumer KABer. Doch dann verboten die Nazimachthaber der KAB noch während ihrer Mitgliederversammlung am 14. März 1937 jegliche Tätigkeiten. Durch einen Wink von außen sind kurz vorher noch die Mitgliederlisten, Unterlagen und die kostbare Vereinsfahne mit den eingestickten Initialen „Gott segne die christliche Arbeit“ versteckt worden. Als dann am 5. Mai 1946 die erste Zusammenkunft stattfand, tauchte die Traditionsfahne wieder auf. Unter Einsatz seines Lebens hatte Heinrich Krone, der spätere Vereins-Vorsitzende, dieses Juwel unter der Schräge seines Dachbodens neun Jahre vorher vor den Nazis versteckt gehalten. Unter Anwesenheit von KAB-Generalpräses Wilhelm Wöste, Weihbischof in Münster, öffnete 1966 aus Anlass der örtlichen 70-Jahr-Feier, die nationale Ausstellung „Der Weg der Kirche in die moderne Gesellschaft“, die unmittelbar nach dem Bamberger Katholikentag nach Harsum wechselte. Nach gründlicher Restauration im Klarissenkloster Hannover-Buchholz segneten zum 90. KAB-Jahrestag Verbandspräses Monsignore Walter Andermahr aus Köln und Pfarrer Clemens Schönberner die Vereinsfahne, ein wahres Schmuckstück, in der St.-Cäcilia-Kirche wieder ein. Dann ereignete sich zehn Jahre später ein Schicksalsschlag, der zum sofortigen Abbruch des Festaktes aus Anlass des 100-jährigen Bestehens im Beisein der Vereinsmitglieder und zahlreichen Ehrengästen im Saal Ingelmann führte. Rudolf Oppermann, der über 40 Jahre lang als treuer und zuverlässiger Fahnenträger bei Veranstaltungen, Jubiläen, Beerdigungen und bei anderen Einsätzen tätig war, erlitt einen plötzlichen Herztod. Zwischenzeitlich traten über Jahre hinweg hochrangige Redner und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bei KAB-Festlichkeiten und Kundgebungen in Harsum auf, darunter der frühere Bundesarbeitsminister Anton Storch. Im Gewerbegebiet Harsum taufte man unter großer Anteilnahme der Bevölkerung sowie von Vereinen und Gästen zum 110-jährigen KAB-Bestehen eine Straße zu Ehren des berühmt gewordenen „Arbeiterbischofs“ Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler. Dieser Mainzer Bischof ist Gründer der katholischen Arbeiterbewegung. KAB-Vorsitzende seit der Gründung 1896 in Harsum waren: Bernhard Steinwede, Heinrich Kreye, Josef Evers, Heinrich Krone, Heinrich Bettels, Gottfried Manusch, Adolf Wedekin und Hubert Oyen. So endete zum Jahresende 2021 die Geschichte eines Traditionsvereins, der vor 125 Jahren unter widrigen Umständen und mit großem Einsatz vieler Männer initiiert und gegründet wurde. Dabei hat es die KAB Harsum immer wieder geschafft, mit ihren Inhalten und Aktivitäten die Themen und Interessen der Zeit zu treffen. Text und Bilder: Gerhard Schütte Über 20 Jahre lang leitete Hubert Oyen die Katholische Harsumer KAB. Dieses Fahnen-Juwel mit seinen 22 eingeschlagenen Fahnen-Nägeln als Geschenke vieler Gastvereine zur Erinnerung an frühere Festlichkeiten überstand die Zeit der Nazidiktatur unter der Dachschräge des Hauses von Heinrich Krone im Seitenweg. Diese Fahnenspitze ziert dekorativ die KAB-Vereinsfahne. Jetzt hat sie ihre Bleibe in der Heimatstube gefunden Der 1863 in Groß Algermissen geborene Hildesheimer Bischof Dr. Joseph Ernst, Nachfolger von Adolf Bertram, der als Fürstbischof nach Breslau ging, trug auch bei der Bevölkerung im Bistum den Titel „Arbeiterbischof“. Seine Einsätze galten der Existenzsicherung der ärmeren Bevölkerung, der Gründung des Godehardwerks sowie der Stärkung der karitativen Aktivitäten im Diözesan-Caritasverband mit intensiver Unterstützung der Arbeitervereine. 1896 Professor am Hildesheimer Priesterseminar und Domprediger, hatte er danach 1902 die Gründung des „Verbandes der katholischen Arbeitervereine der Diözese Hildesheim“ durchgeführt. Der Katholische Arbeiterverein in Hildesheim registrierte eine rasante Entwicklung als größter dieser Vereine in der Diözese mit 750 Personen. In Duderstadt rief der dortige Arbeiterverein sogar eine Schweineversicherung ins Leben, die ihren Mitgliedern auch Schutz gegen finanzielle Verluste bei Trichinen- oder Finnenbefall ihres Borstenviehs bot. Gründungen solcher Arbeitervereine gab es in Peine, Braunschweig, Celle sowie sechs in Hannover und im dortigen Umfeld. Zwischen 1884 und 1902 gründeten sich zahlreiche katholische Arbeitervereine, vor allem in industrialisierten Gebieten. Dazu zählten Städte wie Braunschweig, Peine, Harburg, Celle sowie sechs in Hannover mit Umland. Auch in ländlich strukturierten Gegenden entstanden immer mehr Arbeitervereine, darunter in Algermissen, Harsum, Sarstedt und in Duderstadt. Gerhard Schütte Promoter Dr. Joseph Ernst – Hildesheimer „Arbeiterbischof“ Traditions-Prozession der örtlichen Harsumer Vereine (wahrscheinlich in den 1930er Jahren). Es sind insgesamt 13 Fahnenabordnungen zu erkennen, darunter auch die der KAB St. Josef
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